Dies ist ein kleiner Erfahrungsberichts meines ersten „Privat-Retreats“, den ich am Samstag letztes Wochenende durchgeführt habe.
Die Idee dazu entstammt zum einen den sehr friedvollen Erfahrungen aus geleiteten Retreats und meiner Erkenntnis, dass es vielleicht gar nicht mehr soviel viele Seminare braucht, sondern vielmehr eine Innenschau und eine Integration der vielen täglichen Herausforderungen und Übungen.
Schlichtweg: Ein zur Ruhe kommen und Reflektieren über den Alltag.
Um das wichtigste vorweg zu nehmen, bevor mein analytischer Verstand in die Pro’s und Con’s abtaucht:
Unabhängig davon, ob der Retreat nun gut gelaufen ist oder nicht, bin ich froh und auch ein wenig stolz auf mich, dass ich mir persönlich diese Auszeit genommen habe.
Nichts benötigt so viel Disziplin beim Zeitmanagement, als Termine mit sich selbst zu vereinbaren und auch einzuhalten!
Mein Setting war nicht meine normale Wohnung mitten in der Stadt, sondern das Haus meiner Eltern, das etwas außerhalb liegt und das ich als recht abgetrennt zu meinem gewohnten Alltag empfinde. Da meine Eltern im Urlaub waren, hatte ich bis auf den Hund, auf den ich aufpassen sollte, keine Gesellschaft.
Für den Vormittag hatte ich mir jedoch erstmal einen Besuch in einer nahegelegenen Therme vorgenommen. Ich war noch nie alleine da und meine Erwartungen bestätigten sich, dass das Saunieren eine sehr gute Einladung ist, den eigenen Körper zu spüren und die Gedanken sein zu lassen.
Vor allem in den Solebecken mit einer Wassertemperatur von 36 Grad konnte ich wunderbar die Augen schließen und in der quasi Schwerelosigkeit auch meinen Geist schwerelos werden lassen.
Es ist aber dennoch interessant, wie selbst in einer Therme, wo die Menschen hingehen um sich zu entspannen nicht die gleiche kollektive Ruhe und Einkehr herrscht, wie bei einem Retreat. So empfand ich die Menschen und Gespräche um mich herum zwar nicht als störend, förderlich waren sie aber auch nicht.
Vor allem aber die An- und Abreise mit dem Auto über die viel befahrene Autobahn war nicht sonderlich beruhigend.
Zurück zuhause machte ich mir einen nahrhaften Salat und nahm meine Meditationspraxis wieder auf.
Interessant war allerdings, wie ich ziemlich das Interesse am Sitzen verlor und sich ein Gefühl einstellte, dass ich vom Solo-Reisen in Thailand kenne.
Ein Gefühl von Einsamkeit und Sinnlosigkeit.
Ich fragte mich, was ich denn hier tue und mir fehlten Menschen, mit denen ich meine Erfahrungen teilen konnte. Es ist merkwürdig, dass mir der Austausch mit Menschen auf den Schweige-Retreats nicht fehlt. Es scheint nicht direkt der Austausch zu sein, sondern die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und die im wahrsten Sinne des Wortes stille Übereinkunft sich mit dem eigenen Geist zu beschäftigen…
Letztlich verlor ich meine Motivation für den Retreat und begann wieder ein Buch zu lesen am Abend.
Doch auch wenn es sich wie ein Fehlschlag anhört, so stimmt wieder einmal der Leitsatz: „Nur eine nicht gemacht Meditation ist eine schlechte Meditation“, denn einen Tag später bei einem Ecstatic Dance brachen mehrere Ideen aus mir heraus, alles wurde ganz leicht und Dinge, die sich am Tag zuvor in meinem Kopf noch wie eine Belastung angefühlt hatten, konnten sich lösen, sodass ich entspannt und mit einer anderen Sichtweise in die neue Woche starte.
- Zum Abschluss noch eine kurze Liste von Dingen, die ich nächstes Mal anders machen würde:
Gar keine Verpflichtungen auch das Aufpassen auf den Hund annehmen - Eine bessere Präparation was das Essen angeht, sodass man nicht einkaufen gehen muss
- Bereits am Tag zuvor „anreisen“ und an dem Retreat-Ort auch am Tag zuvor schon keine gewohnte geistige Arbeit machen. Sodass bereits die Anreise ein Tor sein kann
- U.U. jemanden suchen mit dem man den Retreat gemeinsam durchführen kann, möglichst mit Schweigen
- Ein Ort in der Natur, der noch völlig unbefleckt von eigenen Gedanken ist.
- Sich den Meditationsplatz schön gestalten mit Kerzen, Lektüre besorgen, Räucherstäbchen, Buddha-Figur
- Auf Rituale achten
- Einen Ablaufplan haben
Interessanter Bericht, vielen Dank!