Vor einigen Tagen bin ich über einen Begriff gestolpert, der bei mir viel Anklang gefunden hat. Dieser Begriff lautet: „Emotionaler Muskelkater“
Mir hat das Konzept dahinter sehr gefallen, da es für mich ein paar Erfahrungen erklärt hat, die ich einige Tage vorher gemacht habe.
Es war Dienstag und ich hatte ein Date… 😉
Ich kannte sie noch nicht und habe sie über eine bekannte Dating-App kennengelernt. Aus vorherigen Erfahrungen wusste ich, dass man vom Chat schlecht auf die Person schließen kann, die man treffen wird und so war ich ziemlich erwartungslos.
Was ich allerdings bereits voraussagen konnte waren die Ausreden, die mein Kopf finden würde das Mädchen nicht zu küssen. Ich wusste, wenn es auch nur irgendeine Möglichkeit gäbe nicht aus meiner Komfortzone hinauszugehen, würde mein Verstand diese Möglichkeit nutzen. Deshalb machte ich mit einem Freund eine Vereinbarung, er sollte 100€ von mir bekommen, wenn ich mein Date nicht küssen sollte – ohne wenn und aber.
Wer an dieser Stelle denkt: „das ist doch völlig unromantisch, was ist, wenn er sie gar nicht mag?“ – der hat Recht 😉 Um Romantik ging es auch nicht, sondern darum sich selbst aus der Komfortzone zu katapultieren und den Mutmuskel zu trainieren.
Ahhh, Mutmuskel ist das Stichwort, das den Kreis zum emotionalen Muskelkater hoffentlich langsam schließt 🙂 Mut ist genauso wie andere Tugenden keine Eigenschaft, die einige Menschen haben und andere nicht haben, sondern kann trainiert werden. Dieses Training nennt man auch Komfortzonentraining. Mit anderen Worten: Tue etwas, dass dir unangenehm ist und je öfter du es tust, desto mehr gewöhnst du dich daran und desto leichter fällt es dir. Es gibt zahllose Möglichkeiten die eigene Komfortzone zu verlassen und es ist sehr empfehlenswert, um das eigene Leben spannender zu gestalten und mehr Intensität zu erfahren.
Life begins outside your comfort zone
Wie bei allem, so kann man es auch beim Komfortzonentraining übertreiben. Wenn man einem extrem schüchternen Menschen befielt eine Fernsehsendung zu moderieren, naja… das nennt man Panikzone.
Und irgendwo nah an der Panikzone war ich auch, als sich das Date dem Ende näherte und ich wusste, dass ich nicht nur wegen der 100€ heute Abend bereuen würde in meiner Komfortzone geblieben zu sein. Kurz bevor ich in den Zug stieg küsste ich sie also. Das ging so schnell, dass die Angst noch immer da war, auch als ich im Zug saß. Es dauerte etwas, bis ich mich wieder beruhigt hatte.
Das wirklich spannende war nun, was die nächste Tage passierte. Ich hatte ursprünglich gedacht, dass es sich toll anfühlen würde meine Komfortzone verlassen zu haben, aber irgendwie war die Tage darauf das Gegenteil der Fall. Ich hatte teilweise Tiefs, aus denen ich mich selbst mit aller mir zur Verfügung stehenden Geistesgegenwart nicht ganz rausziehen konnte. Zum Glück machte ich einiges mit Freunden, die meine Stimmung wieder aufhellten, dennoch bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass eine Depression, die vor allem einen ungeschulten Geist heimsucht eine unglaublich mächtige und keinesfalls zu unterschätzende Krankheit ist von der ich froh bin sie nicht zu haben.
Als meine gute Laune nun langsam wieder kam, stolperte ich wie bereits erwähnt über den Begriff emotionaler Muskelkater und ich lade auch den Leser dieses Blogposts ein, zu schauen, wo er oder sie vielleicht einmal emotionalen Muskelkater erlebt hat. Und falls nicht, dann lege ich ihm ans Herz den Mutmuskel ein wenig zu trainieren, es lohnt sich 🙂
Das schöne an dieser Geschichte ist nämlich: Wie auch beim echten Muskelkater ist mein Mutmuskel durch dieses kleine Experiment letztlich gewachsen. Mir geht es super und ich merke wie mein Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen/Selbstsicherheit wieder eine Stufe gestiegen ist und es bedeutet für mich nichts anderes als pure Freiheit, wenn ich die Fähigkeit habe das zu tun, was ich tun möchte, auch wenn Ängste da sind.
Vielen Dank, gute Idee: im mentalen Fitnessstudio den Mutmuskel trainieren. 🙂
Da bin ich vor ein paar Tagen drüber gestolpert: https://medium.com/personal-growth/why-getting-out-of-your-comfort-zone-is-overrated-27d387d417b
– – kein Widerspruch zu dem, was Du schreibst, eher ein zusätzlicher Blickwinkel: Komfortzone lieber nich zu sehr verlassen, wenn man eine wertvolle Sache gut kann und sich damit wohlfühlt.
Aber wer neue Dinge lernen will, der darf halt nicht zu bequem sein.